Auslandspraktikum in Costa Rica

Nach kurzer Überlegung stand relativ schnell fest, dass es Costa Rica werden soll. Ein spanischsprachiges Land mit sehr viel Natur, Tieren und Stränden, sowie herzliche und hilfsbereite „Ticos“. Da die Pandemie doch einiges durcheinander gebracht hat, wusste ich zu dem Zeitpunkt meiner Planung nicht, ob es wirklich klappen würde. Umso glücklicher war ich, als ich im Flieger nach San José saß.

Für vier Wochen lebte ich bei einer Costa-ricanischen Familie und arbeitete bei einer unserer Partneragenturen. Nach meinem langen Flug wurde ich mit einer herzlichen Umarmung von meinen Gasteltern am Flughafen empfangen und sofort ging das Spanischsprechen los. In meinem vorübergehenden Zuhause, begrüßte mich neben fünf Hunden, von klein bis groß, auch mein Gastbruder. Zum Mittagessen oder Abendessen gab es fast immer das Nationalgericht „Gallo Pinto“ (Reis mit Bohnen) mit zum Beispiel einem Spiegelei, Patacones oder anderen Leckereien. Beim Frühstücken darf der traditionelle Kaffee nicht fehlen, der manuell aufgebrüht wird. Während meiner Zeit bei meiner Gastfamilie wurde ich oft zu Ausflügen oder Familientreffen mitgenommen. Gleich an meinem ersten vollen Tag in Costa Rica holte mich die Tochter meiner Gasteltern, mit ihrer Familie für den Kirchenbesuch ab. Im Gegensatz zu den prunkvollen oder zumindest kirchenartigen Bauten in Europa, war diese Kirche von außen einem einfachen, relativ großen Haus sehr ähnlich. Die Ausstattung im Inneren fiel mit Gebetsbänken, einem Altar und der angebrachten Dekoration kirchentypisch aus. Was mir besonders gut gefallen hat ist die Tatsache, dass die Türen der Kirche wortwörtlich offenstanden und damit ein willkommener Eindruck vermittelt wurde. Eine Woche spätere war das nächste Ereignis: Es war ein großes Familienfest auf der Ranch der Familie. Auf der Farm werden hauptsächlich Büffel und Pferde gehalten. Die Feier war von einer offenen und zwanglosen Atmosphäre begleitet. Dies lag auch daran, dass mir bewusst wurde, wie groß solche Familien sein können. Die Feier selbst hatte viel zu bieten, wie Quad fahren, Pferdereiten und Piñata schlagen. Bis auf wenige Ausnahmen wie das klassische Bingospiel mit Einsatz (100 Colones) gab es keinen besonderen Ablauf. Trotz ein paar Sprachbarrieren, hatte ich den Tag genossen und die Familie achtete darauf, dass ich nicht außen vorgelassen wurde. Ein weiteres Highlight war die Geburtstagsüberraschung für den Vater meiner Gastmama. Es traf sich ein Großteil der Familie abends bei ihm. Sie hatten eine mexikanische Band eingeladen, die einige bekannte Lieder vorspielte. Es wurde viel gelacht, getanzt, und gegessen. Die Familie ist sehr herzlich, hilfsbereit und auch ziemlich lustig. Die Überraschung war ein voller Erfolg.
Es war interessant zusehen, wie eine Costa-ricanische Familie ihren Alltag meistert und ihre Freizeit verbringt.

Meine Arbeitswochen gestalteten sich relativ abwechslungsreich. Da die Agentur in einem anderen Stadtteil von San José liegt, hatte ich eine längere Anreise. Der Pendelverkehr war deshalb sehr spannend. Meist fuhr ich mit Bus, Taxi, Uber oder wurde von der Familie irgendwo abgesetzt.
An meinem ersten Arbeitstag wurde ich vom gesamten Team begrüßt und durch das Büro geführt. Mein Tag begann mit einem Gespräch zwischen mir und der Büroleitung, die dieses in Abwesenheit des Agenturchefs übernahm. Sie fragte mich, was ich mir vom Praktikum erhoffe. Die Antwort fiel mir mit „Kennenlernen der Organisation und Abläufe innerhalb der Agentur, sowie ein Einblick in die Zusammenarbeit mit Studiosus und Marco Polo Reisen erhalten“ recht einfach. Meine erste Aufgabe war die Website der Agentur zu durchstöbern, um mich mit den angebotenen Produkten vertraut zu machen. Weiter bekam ich eine Einweisung in das Buchungsprogramm, wo alle Leistungen eingepflegt und Mails an die entsprechenden Leistungspartner verschickt werden. In den nächsten Tagen lernte ich sowohl den allgemeinen Betrieb, als auch meine Kollegen besser kennen. Die Agentur ist für alles selbst verantwortlich. Wir haben beispielsweise Büromaterialen eingekauft und Begrüßungsgoodies für die Kunden vorbereitet. Zudem durfte ich bereits selber Leistungen in das System eingeben. Weitere Aufgaben von mir waren die Überprüfung der Website Fotos und Hotelklassen mit dem Akutellenstand, schönere Fotos für die Website aus der Cloud aussuchen und Kundenmappen zusammenzustellen. Eines der Highlights in der Zeit bei der Agentur war das Meeting „Beer & Hotels“. Zwei Arbeitskolleginnen und ich wurden von einem Hotelvermarkter im Stadtzentrum von San José eingeladen. Die Präsentation fand bei dem Hotelvermarkter Zuhause statt. Zu meiner Überraschung verstand ich fast alles von dem, was erzählt wurde. Er stellte einige Hotels und auch Tour-Veranstalter, die in Costa Rica ansässig sind, vor. Nach der Präsentation wurde das Businessmeeting mit einem gemeinsamen Abendessen beendet. Neben Essen und Kaffee ist auch der Fußballsport sehr wichtig. Als Costa Rica und Neuseeland um den letzten Platz in der WM-Qualifikation kämpften war das Land im Ausnahmezustand. Sogar der Präsident von Costa Rica hatte für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst eine lange Mittagspause angeordnet und an die privaten Unternehmen appelliert dasselbe für ihre Mitarbeiter zu gestatten. Also wurde mit einem Projektor und einem Bettlaken das Büro in eine Public Viewing Area umgebaut, wir bestellten Essen und verfolgten gemeinsam das Fußballspiel. In der dritten Minute fiel dann schon das entscheidende Tor für Costa Rica. Das ganze Land tobte vor Freude. Um das Büro herum ist ein großer Garten mit vielen verschiedenen Pflanzen und einigen Tieren: „Un paraíso“. Es gibt Bananen-, Cas-, Mango- und Limettenbäume, Kokosnusspalmen, Maracujabüsche, einige Kräuter, viele Blumen und mehr zu entdecken. So verbrachte ich oft meine Freizeit im Garten und fand einige Kokosnüsse auf dem Boden, die mir dann der Hausmeister mit einer Machete öffnete. Ohne seine Hilfe hätte ich sie wohl kaum aufbekommen, da diese in der Natur mehrere Schalen besitzen. Einige Vögel, Eichhörnchen und sehr viele Blattschneideameisen bewohnen den Garten. Es ist faszinierend wie die kleinen Ameisen arbeiten. Ich verbrachte die Zeit jedoch nicht nur damit die Natur und ihre Bewohner zu beobachten, sondern plante meine Wochenendprogramme von der Arbeit aus und mit Hilfe der Kollegen.

So kam es, dass ich an meinen freien Wochenenden oft unterwegs war und mehr von dem wunderschönen Land sah. An meinem ersten Wochenende buchte ich eine Gruppentagestour auf die DOKA Kaffeeplantage, zu dem Vulkan Póas und zu den Wasserfallgärten „La Paz“. Unser erster Stopp war die DOKA Kaffeeplantage. Nach dem Frühstücksbuffet ging es gut gestärkt durch das Gelände der Kaffeeproduktionsstätte, mit Erklärung der Kaffeebäumchen. Ab dem ca. 4. Lebensjahr der Bäume können die Kirschen geerntet und zu Kaffeebohnen weiterverarbeitet werden. Die erste Station ist das „Coffee Receiving“, bei der die Qualität der Kaffeekirschen festgestellt wird.  Als nächstes findet das „Coffee Peeling“ statt, dabei wird die Bohne aus der Kirsche herausgelöst. Nachdem kommt sie in den „Coffee Fermentation Tank“, wo die frischen Bohnen gereift werden. Als Station 4 findet das Trocknen der Kaffeebohnen statt, welches entweder maschinell (Mechanical Coffee Drying) oder natürlich (Sun Drying) erfolgt. Als letzter Schritt folgt das Einlagern und bereit machen zum verkaufen (Coffee Storage „Bodegas“). Als nächste Etappe stand der Vulcan Poás auf dem Programm. Auf der Aussichtsplattform hat jeder aus Sicherheitsgründen nur 20 Minuten Zeit den Krater zu bestaunen. Leider sahen wir nichts außer Wolken. Irgendwann hatten wir noch 1 Minute Zeit. Wie durch ein Wunder klarte der Himmel auf und wir hatten tolle Sicht auf den Krater. Wir haben uns alle so gefreut, sogar unser Tourguide meinte, sowas hat er noch nie erlebt. Später erzählte er auch, dass über 50% der Besucher überhaupt nicht den Krater zusehen bekommen. Das letzte Ziel für diese Tour war „La Paz Waterfall Gardens Nature Park“. Dort gibt es Tiere wie Jaguare, Pumas, Faultiere, Schlangen, Frösche, Schmetterlinge und viele Kolibris zu beobachten. Die meisten Tiere wurden gerettet und können nicht mehr frei gelassen werden. Ich war vor allem von den unterschiedlichen Arten der Kolibris begeistert, von denen ich viel zu viele Fotos machte. Berühmt sind dort, neben den Tieren, die schönen Wasserfälle, die sich mitten im Dschungel befinden.

Mein nächstes Wochenendziel, war der Manuel Antonio Nationalpark von Freitag bis Sonntag. Ich fuhr mit dem Interbus bis zu meinem Hostel direkt am Nationalpark und buchte für Samstag eine Halbtagesgruppentour. Ohne den Guide hätte ich einige Tiere nicht gesichtet. Wir sahen Fledermäuse, Brüllaffen, Jesus Christ Lizzards, verschiedene Vogelarten, Frösche und Faultiere. Nach der Führung ging es noch an den Strand. Das Wasser hatte die perfekte Temperatur, die Strände waren traumhaft und das Wetter der Wahnsinn. Auf dem Weg zum Ausgang sahen wir noch einen Tucan, Affen, einen Kaiman und eine Schlange die laut einem Guide, der zufällig neben uns stand, eine der giftigsten sei.

An meinem letzten Wochenende fuhr ich mit meiner Arbeitskollegin zu ihrer Familie.Das Wetter sah leider nicht so gut aus wie erhofft, aber wir fuhren trotzdem an einen nahe gelegenen Fluss. In dem Fluss gibt es Tonerde, die wir uns dann auf die Haut auftrugen. Sie wirkt wie ein natürliches Peeling und sorgt für schöne und weiche Haut. Glücklicherweise kam zwischendurch die Sonne raus. Nach einem kleinen Picknick gingen wir wieder zu ihr nach Hause. Wir machten uns fertig für die Fahrt nach Alajuela zu meiner Gastfamilie.

Die Zeit verging so schnell, ich hatte das Gefühl gerade erst angekommen zu sein, aber dann wartete schon das nächste Abenteuer auf mich. Meine zweiwöchige private Rundreise durch Costa Rica.

Ich bin sehr dankbar für die einmalige Erfahrung, die ich in den vier Wochen machen durfte. In der ganzen Zeit habe ich mich sehr wohl gefühlt, alle haben sich immer gekümmert und mir wertvolle Tipps gegeben. Neben der Familie habe ich auch alle Hunde sehr ins Herz geschlossen, denn die halten die ganze Familie schön auf Trab. Ich freue mich darauf meine Gastfamilie und Costa-ricanischen Arbeitskollegen irgendwann wieder zu sehen.