Bernd Bierbaum - Reiseleiter in Paris, Island und Afrika
Bernd Bierbaum - Reiseleiter in Paris, Island und Afrika
Bernd Bierbaum

- Warum bist du Reiseleiter geworden?
Schon als Kind habe ich so viel wie möglich über Gott und die Welt wissen wollen. Später unternahm ich mit der Familie viele Reisen durch Europa. Dabei fiel meiner Schwester und mir die Aufgabe zu, fahrtbegleitend kurze Vorträge über Land und Leute zu halten. Nach dem Studium der Ethnologie samt Feldforschung in Brasilien war es da kein allzu großer Sprung, fremde Lebensweisen, Kunst und Geschichte(n) auch unseren Gästen zu vermitteln.
- Woher kommt die Liebe zu deiner Destination?
Ob europäische Metropole oder pure Wildnis- ich identifiziere mich leicht mit unterschiedlichen Orten. Besonders wichtig ist mir Kapstadt, seit nunmehr 25 Jahren meine Wahlheimat. Dort vergeht kaum ein Tag, an dem ich nichts fundamental Neues lerne und herausgefordert bin. Vor allem fühle ich mich zugehörig — ein kostbares Gut für jeden modernen Nomaden.
- Was hat dich dazu bewegt Reiseleitung für Studiosus zu machen?
„Sie haben mit Ihrem Job ja das Ei des Kolumbus entdeckt“, sagte vor Jahren eine Mitreisende. Und ja, das Unterwegs-Sein versetzt mich in einen Zustand, in dem sich leicht Zauberhaftes offenbart. So lebe ich am liebsten. Doch wie damit den Lebensunterhalt bestreiten? Kann man mit Reisen Geld verdienen?
Das Verhältnis zur Firma, ihren Mitarbeitern und meinen Kollegen aber auch zu vielen Fahrern, local guides und Hotelangestellten ist in der Summe die dauerhafteste Beziehung meines Lebens, vielleicht weil die Tätigkeit die denkbar Abwechslungsreichste ist und wir einander Vertrauen schenken.
- Wie hast du die Reiseleiter-Ausbildung bei Studiosus empfunden?
Trotz vieler inspirierender Fortbildungen bleibt ganz groß und unerreicht das dreitägige Auswahlseminar. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus und wusste sofort: Für diese Firma will ich Reiseleiter sein.
- Was macht dir am Reiseleiterjob am meisten Spaß?
Wenn es gelingt dazu beizutragen, dass Einheimische und Reisegäste einander näher kommen und gemeinsam über sich hinauswachsen.
- Was machst du, wenn du nicht gerade für Studiosus unterwegs bist?
Auf Reisen höre ich die spannendsten Geschichten. Vielleicht ist das der Grund, warum ich seit Beginn meiner Reiseleitertätigkeit Essays schreibe, male, fotografiere, veröffentliche und ausstelle. Natürlich reise ich auch in meiner Freizeit, vornehmlich auf eine Art wie ich es sonst im Beruf nicht erleben kann. Ich klettere auf den Kilimandscharo, fahre per Pirogue zu Felsritzungen im Urwald Gabuns oder trampe durch Rumänien. Allein oder zu zweit.
- Was ist dein Geheimtipp, was muss unbedingt in den Koffer?
Ein gutes Buch, natürlich in Papierform! Dazu eine Thermoskanne, Lederhut und manchmal auch eine Frisbeescheibe. Das dient der Bewegung und ist kommunikativ.
- Welches Erlebnis auf Reisen ist das Außergewöhnlichste gewesen?
Neben vielen geradezu unglaublichen Vorkommnissen verblüfft es mich immer wieder, wenn mir unverhofft ehemalige Mitreisende begegnen. Vor kurzem traf ich in einem Restaurant in Südafrika auf ein Ehepaar, mit dem ich Anfang der 90er auf einer Expeditionsreise in Borneo gewesen war. Ein paar Wochen später erkläre ich einer Gruppe das Hamburger Rathaus als ein Mann auf mich zukommt, der vor vielen Jahren eine Südhalbkugel - Weltreise mitgemacht hatte. Er wusste sogar, dass wir in einer abgefahrenen Kneipe in Cuzco meinen Geburtstag gefeiert haben! Das zeigt, welch eingeschworene Gemeinschaft wir Studiosi über Zeit und Raum hinweg sein können, verbunden durch die Erinnerung an unvergessliche Erlebnisse.
- An welchen Moment denkst du besonders gerne zurück?
Weil ich normalerweise Superlative meide und mich zudem nicht an alles Herausragende erinnern kann, sage ich einfach: Jeder einzelne Tag war ganz besonders 😊.